Sebastian van Bürk
7 min readAug 28, 2020

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Wenn Du meinen Podcast verfolgst, dann hast Du mich schon öfter die Begriffe „Intrapreneur“ und „Einzelkämpfer“ sagen hören. Denn an diese Leute wenden sich die Themen meines Podcasts. Doch wer genau ist ein Intrapreneur bzw. Einzelkämpfer? Ist es immer nur eine Person, oder kann auch ein ganzes Team ein Einzelkämpfer sein? Es ist gut möglich, dass Du hier bist, weil Du weißt, dass Du ein Intrapreneur bist. Aber vielleicht bist Du auch einfach hier, weil Dich die Themen meines Podcasts interessieren und Du Dich angesprochen fühlst. Lies weiter und Du wirst herausfinden, dass vielleicht auch Du ein Intrapreneur bist, oder einer werden kannst.

Was ist ein Intrapreneur?

Ein Intrapreneur ist eine Person, die als Mitarbeiter in einem Unternehmen arbeitet und gleichzeitig unternehmerisches Verhalten zeigt — ein unternehmensinterner Unternehmer sozusagen.
Der Begriff „Intrapreneurship“ setzt sich zusammen aus den Wörtern „Intracorporate“ (in dem Unternehmen) und „Entrepreneurship“ (Gründergeist). Auf Deutsch könnte man einen Intraperneur als Binnenunternehmer bezeichnen.

Ist ein Intrapreneur ein Einzelkämpfer?

Ein Intrapreneur ist ein Einzelkämpfer, aber er arbeitet nicht unbedingt allein. Er hat die Fähigkeit, proaktiv, selbstmotiviert und handlungsorientiert die Initiative für innovative Produkte zu ergreifen, was ihn zu einem Einzelkämpfer macht. Ein Intrapreneur versteht es aber auch, gemeinsam mit Kollegen Projekte voranzubringen, mit verschiedenen Unternehmensbereichen zu kommunizieren, Ideen zu bündeln und unter Berücksichtigung der Richtlinien sowie der Unternehmenskultur Neues zu schaffen, was ihn zu einem idealen Teamplayer macht.

Ist ein Einzelkämpfer nur eine einzige Person, oder kann es auch ein ganzes Team sein?

Meiner Meinung nach kannst Du in Deinem Team Einzelkämpfer sein. Du kannst aber auch gemeinsam mit Deinem Team im Unternehmen Einzelkämpfer sein.
Genauso, wie Du als Unternehmer ein Start Up entweder allein gründen kannst oder als Team, funktioniert es auch binnen eines Unternehmens. Du kannst alleine an Innovationen arbeiten, oder als Teil eines Teams.
Eine beliebte Frage von Investoren an Unternehmensgründer ist „Bist Du noch alleine oder habt ihr schon ein Team?“ Das gleiche gilt für Dich als Intrapreneur. In einem Team kann eine Gruppe von Intrapreneuren verschiedene Stärken bündeln, sich ausgleichen, vertreten und gemeinsam viel mehr schaffen. Wenn man an einem Strang zieht, hat man unglaublich viel Power.
Also liebe Einzelkämpfer: verknüpft Euch und handelt gemeinsam.

Was sind die Vorteile von Intrapreneurship?

Unternehmerische Handlungen sind von der digitalen Transformation bestimmt. Je besser ein Unternehmen sich in der digitalen Welt zurechtfindet und diese entwickelt, desto erfolgreicher ist ein Unternehmen. Für die digitale Transformation benötigt man:

  • Verantwortungsbewusstsein
  • Eigenverantwortliches Handeln
  • Mitdenken
  • Aktive Gestaltung
  • Erhöhte Flexibilität

Genau diese Eigenschaften verkörpert ein Intrapreneur. Du bist derjenige, der in ein bestehendes Unternehmen geht und Neues in diesem Unternehmen schafft. Deine Aufgabe ist es, Neues mit Bisherigem zu verknüpfen. Da kommt die Ambidextrie ins Spiel. „Ambi“ steht für „beide“ und „dextera“ heißt „rechte Hand“. Wörtlich übersetzt könnte man also sagen „Beidhändigkeit“. Aber was heißt es genau? Ambidextrie ist das, was Du im Unternehmen machst, wenn Du das bisherige Erfolgreiche im Unternehmen weiter aufrechterhältst, aber zusätzlich Neues schaffst.

Das heißt, ein Unternehmen setzt auf ein gutes Pferd, wenn es ein bestehendes Business hat, das gut und effizient läuft, und zusätzlich ambidexrtär handelt und einen Intrapreneur dazu anstiftet, neue Wege zu finden.

Welche Voraussetzungen sind notwendig?

Intrapreneurship bringt sowohl für ein Unternehmen als auch für die Mitarbeiter signifikante Vorteile. Ein Unternehmen entwickelt sich durch Innovationen weiter, und die Mitarbeiter erhalten gewisse Freiheiten, Dinge auszuprobieren, eigenverantwortlich zu arbeiten und die Entwicklung des Unternehmens aktiv mitzugestalten. Doch welche Voraussetzungen sind notwendig?

Was brauchst Du als Intrapreneur?

1. Das richtige Mindset

Du brauchst ein offenes und flexibles Mindset mit einem großen Sinn für Eigenverantwortlichkeit.

2. Unternehmerisches Handeln und Denken

Das bedeutet, dass Du mal „out oft he box“ denkst, bestehende Regeln und Gewohnheiten des Unternehmens hinterfragst und eventuell änderst. Dabei kalkulierst Du, wie viel Zeit und Geld das Unternehmen in Deine Idee stecken muss und was es dem Unternehmen bringt, sei es Geld, Publicity, Wettbewerbsvorteile, neue Kunden, Motivation oder Effizienz.

3. Risikobereitschaft

Das heißt nicht, Risiken blind einzugehen, sondern die Bereitschaft als Unternehmer im Unternehmen das Return On Invest Potenzial für bestimmte Projekte abzuschätzen und das Risiko dafür einzugehen.
Höre dazu auch meine Podcast-Episode „Risiko minimieren durch Experimente“.

4. Ambidextrie

Du als Einzelkämpfer solltest ambidexträr handeln, beide Welten verstehen, beide Sprachen sprechen, beide Denkweisen denken. Auf der einen Seite darfst Du das Unternehmen nicht gefährden. Und auf der anderen Seite musst du gewisse Risiken eingehen können, um Neues auszuprobieren.

5. Widerstandsfähigkeit

Du wirst als Unternehmer im Unternehmen auf Widerstände stoßen. Denn Du wirst anderen in ihren Spielbereich reingrätschen, ihnen ihre Kompetenzen klauen. Diese Widerstände musst Du lösen und umgehen können. Und Du musst damit etwas spielen und den Leuten, denen Du etwas nimmst, auch etwas zurückgeben, um sie für eine Zusammenarbeit zu gewinnen.

6. Das richtige Umfeld

Dieses Umfeld ist nie eine Ausrede, nicht als Intrapreneur zu handeln. Nur weil Du den Titel „Intrapreneur“ nicht hast, heißt es nicht, dass Du nicht wie ein Intrapreneur handeln kannst. Wenn Du so handelst wie ein Intrapreneur, wenn Du Dich auch mal in die Felder einmischst, die nicht zu Deinen eigentlichen Aufgabengebieten gehören, schaffst Du dir das richtige Umfeld. Hör Dir dazu als Beispiel meine Folge „Wie Du Deinen Arbeitgeber attraktiv für neue Mitarbeiter machst — Millennial Marketing“ an.

Was braucht das Unternehmen?

1. Die richtigen Mitarbeiter

Das Unternehmen braucht Leute, die die Fähigkeiten eines Intrapreneurs mitbringen oder diese lernen wollen.

2. Ideen

Es sollten Mitarbeiter mit Ideen sein, die keine Angst davor haben, diese auch umzusetzen.

3. Umsetzungswillen

Es reicht nicht, Mitarbeiter zu haben, die ein Projekt managen können und dann die Umsetzung extern beauftragen, sondern im Zweifel müssen diese Mitarbeiter die Ziele selbst umsetzen wollen. Sie müssen nicht alles können, aber der Wille, mitzuarbeiten und konkret in die Umsetzung reinzugehen und diese zu puschen, muss vorhanden sein.

4. Bereitschaft, Entscheidungen abzugeben

Vorhin sagten wir, dass Intrapreneure Leute sind, die bereit sind, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Aber dafür muss das Unternehmen bereit sein, Entscheidungen abzugeben.

5. Ressourcen

Unter Ressourcen ist nicht nur Geld zu verstehen, sondern zum Beispiel auch Räumlichkeiten und Man-Power.

6. Risiko eingehen

Das Unternehmen muss bereit sein, wohl informierte Risiken bewusst einzugehen.

Was ist zu beachten?

1. Es muss gewollt sein

Intrapreneurship kann nur erfolgreich sein, wenn es im ganzen Unternehmen gewollt ist. Das heißt nicht, dass jeder Mitarbeiter ein voller Supporter sein muss, aber auf lange Sicht muss das Unternehmen die Wichtigkeit des Intrapreneurships erkannt haben und keine großen Widerstände geben.

2. Inseln schaffen, auf denen Intrapreneure arbeiten können

Das Unternehmen muss für die Mitarbeiter Inseln schaffen, auf denen sie neue Ideen ausprobieren und Projekte erarbeiten können. Talente müssen also die Plattform bekommen, ihre Ideen umzusetzen. Dazu müssen bestimmte bestehende Hürden und Blockaden aus dem Weg geschaffen werden.

3. Etwas Neues schaffen

Das Ziel des Unternehmens muss klar sein. Wenn das Ziel zum Beispiel ist, eine Maßnahme durchzuführen oder einen Prozess zu optimieren, dann ist dafür nicht unbedingt ein Intrapreneur notwendig. Aber wenn das Unternehmen etwas Neues schaffen will, dann braucht es einen Einzelkämpfer, der Ideen hat und diese in die Tat umsetzt, Dinge erschafft — einen Mitarbeiter mit dem „Shiny Object Syndrome“ (schau das mal auf Google nach, wenn Dir der Begriff neu ist). Ziele, für die Intrapreneurship im Unternehmen notwendig sind, könnten sein, eine neue Abteilung zu gründen, neue Technologie einzuführen, neue Vorgehensweisen, ein neues Mindset ins Unternehmen zu bringen, neue Kundengruppen zu gewinnen oder neue Märkte zu erschließen.

Ziel soll also sein, etwas Neues zu schaffen, anstatt nur auf dem alten herumzudoktern.

4. Burn-Out Risiko

Als Unternehmen musst Du Leute einstellen, die Lust darauf haben, neue Sachen umzusetzen, sich gegen Widerstände durchsetzen können, die aber auf Inseln etwas Neues schaffen, die gegebenenfalls gar nicht im Unternehmen vernetzt sind oder gesehen werden. Ein Intrapreneur sollte nicht unter Burn-Out leiden. Wenn es passiert, dass ein bestehender Intrapreneur Burn-Out Anzeichen zeigt, sollte man sich die Gründe genau anschauen.

5. Wirtschaftlich nicht möglich, gut zu werden, wenn man es nur als Maßnahme sieht

Wie schon oben erwähnt, braucht ein Unternehmen nicht zwingend einen Intrapreneur, um einen Prozess anzupassen oder eine Maßnahme durchzuführen. Um als Unternehmen wettbewerbsfähig zu sein, muss es vor allem Neues schaffen. Da kommt dann das Intrapreneurship ins Spiel.

6. Das Unternehmen muss komplett mit der Kultur dahinterstehen

Ein Unternehmen sollte nicht einfach nur Intrapreneure einstellen, um sagen zu können „Wir machen jetzt auch coolen und neuen Scheiß“. Wenn ein Unternehmen offen für Intrapreneurship ist, dann sollte es mit der gesamten Kultur dahinterstehen. Diese Kultur lässt sich auch dorthin anpassen.

Beispiel:
Im Jahre 2016 hat Cisco die Innovate Everywhere Challenge gestartet. Ziel war es nicht nur, daraus tolle innovative Produktideen zu erhalten, sondern explizit, die Unternehmenskultur zu ändern. 49 Prozent aller Mitarbeiter haben mitgemacht. 769 Projekte sind eingereicht worden. Cisco hat ganz klar erkannt „Wenn wir jetzt nicht anfangen, ambidexträr zu denken und zu handeln, werden wir aufgefressen“. Darum war es das Ziel, eine Art Start Up Kultur in dem Unternehmen herzustellen, um sich beständig weiterzuentwickeln.

Wrap up

Durch Intrapreneurship, durch Einzelkämpfer wird Ambidextrie möglich. Denn diese Personen und Teams sind genau dafür da. Sie wissen, was im Unternehmen gut läuft und schützen das. Zusätzlich erschaffen sie Neues.

Möglich wird das allerdings nur, wenn das Unternehmen seinen Intrapreneuren die Ressourcen gibt, die sie brauchen, um Neues zu erschaffen. Dafür ist wiederum eine dem Intrapreneurship offene Kultur in dem Unternehmen notwendig. Ist diese noch nicht vorhanden, muss sie hergestellt werden. Dazu kann das Unternehmen zunächst neue Mitarbeiter einstellen, die dieses offene Mindset haben. Und zum anderen kann das Unternehmen solche Aktionen wie Cisco starten: Innovations-Challenges, an denen alle Mitarbeiter teilnehmen können.

Wenn Du gerade diesen Artikel gelesen hast, und Dir gedacht hast „ich bin Einzelkämpfer“, dann sei Dir gewiss, dass es in der Welt da draußen sehr viele Unternehmen gibt, die Dich brauchen und suchen. Du gehörst wahrscheinlich zur Generation Y, probierst gerne Neues aus, wirkst gerne aktiv mit in den Geschehnissen des Unternehmens — dann bist Du der ambidexträre Intrapreneur, den wir hier Einzelkämpfer nennen.

Dieses Thema kam durch eine Zuhörerfrage zustande. Wenn auch Du Fragen oder Themenvorschläge hast, dann schreibe mir gerne eine Nachricht.

Bis zum nächsten Mal.

Dein Guerrilla Coach,
Sebastian

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